LouLou 900mm (DNAC-900)

Die angestrengte Miene weicht ganz allmählich einem sadistischem Grinsen als ich nach einigen Stunden vor dem Bildschirm beim Speichern den Namen meines neuen Projektes festlege: “LouLou” – das wird Ihnen zu denken geben (an dieser Stelle wäre nun ein Cruella de Vil-artiger Lacher angebracht). Wieso ausgerechnet “LouLou”? Nunja weil es ein Klon eines sehr bekannten, weit verbreiteten und ähnlich klingenden Nurflüglers ist und wir nicht finden, dass man diese Tatsache verschleiern muss – denn es ist keine Schande gute Ideen weiter zu spinnen.

Spannweite 900mm
Leergewicht ca. 170g

Steuerung: Q, H

 

Idee

Ah – du baust a “LuLu”? – nein a “Loulou” wird´s! Ulala – ein Alula Verschnitt – ist dir nichts eigenes eingefallen? Nein, an Ideen mangelt es nicht. Eigentlich war es eine Aussage eines guten Freundes die mich dort hin geführt hat, als ich diesem erzählte, dass ich überlege so etwas wie einen 3D gedruckten DLG zu entwickeln: “Glaub nicht dass das geht.” – sagte er. Und schon fing es in meinem Kopf an zu rattern. Meine Idee einen herkömmlichen DLG als Leitwerkler in ultraleichter Bauweise zu erstellen scheiterte schlichtweg aus Gewichtsgründen – das Konzept sah im Kopf nunmal besser aus als in der Realität:

Die Konstruktion wurde zwar relativ leicht, aber es stellte sich heraus dass es schwierig werden würde ohne viel Blei den Schwerpunkt in eine realistische Richtung zu bekommen. Dies führte mich wiedermal zu den Nurflüglern. Und da gibt es natürlich den einen, den jeder hat oder schoneinmal hatte, oder zumindest schon einmal geflogen ist – ja, genau der, sozusagen der Golf unter den Nuris. Eine genial einfach Konstruktion, immer mit dabei dank kompakter Abmessungen, leicht genug für entspanntes Thermikkreisen, stabil genug um bei Wind aufballastiert den Hang unsicher zu machen, ein Spitzending. Achja – und es ist ein DLG, oder zumindest ein SAL-HLG. Also gut, sagen wir einfach man kann ihn ohne Flitsche von der Hand in die Thermik befördern. Ich hatte also die Ausgangsbasis für meinen Thermikflieger. Dies ersparte mir die vielen Gedanken um die grunsätzliche Konzeption und beförderte mich unmittelbar Richtung Erstellung des 3D Objektes.

 

 

Materialwahl

Ja 3D gedruckte Modelle zeichnen sich leider immer noch zu oft durch hohe Flächenbelastung und niedriger Kollisionstoleranz aus. Aber muss das so sein? Dazu an dieser Stelle ein ganz klares “Jein”. Einerseits sind Schaummodelle nunmal einfach stabiler als jedes Modell aus dem Drucker – bei einem Einschlag knautscht sich der Schaum zusammen und das PLA reißt. Dem kann man aber durchaus entgegenwirken – eine sorgfältige Folierung mit Klebeband wirkt wahre Wunder. Die Sache mit dem Gewicht ist oftmals der Tatsache geschuldet, dass beim Entwurf zu wenig auf die Besonderheiten von 3D gedruckten Modellen eingegangen wird und viel Trimmgewicht nötig ist um das Modell am errechneten Schwerpunkt auszubalancieren. So kann zum Beispiel enorm viel Gewicht gespart werden wenn das Eigengewicht der Konstruktion schon von Haus aus nach vorne verlagert wird – zum Beispiel durch eine Pfeilung der Flächen nach vorne – wie beim “LouLou” eben. Für einen ultraleichten Flieger für die Thermik in dieser Größe kommt auf jeden Fall nur ein Material in Frage: LW-PLA von Colorfabb. Dieses ist nur etwa halb so schwer wie herkömmliches PLA weil es bei Hitze expandiert – so gesehen ist auch der “LouLou” ein Schaumflieger.

Druck & Aufbau

Beim Loulou habe ich versucht das Problem der Layerhaftung als Schwachstelle zu minimieren indem die Flügelsegmente in Querrichtung geteilt wurden. Das bewirkt nicht nur eine niedrigere Belastung des Flügels in Längsrichtung, sondern auch die Möglichkeit Rippen zu integrieren die parallel, bzw. rechtwinkelig zur Flugrichtung verlaufen. Da der schräge Vogel auch über eine ausgeprägte V-Form verfügt  musste ein Mittelstück aus herkömmlichem PLA für die 2 Verstärkungsstäbe aus Kohlefaser (4mm) her, welches diese fest verbindet und den Flügeln ausreichend Steifigkeit verleiht. Ein oft gesehenes Schadbild bei Fliegern aus dem Drucker sind ausserdem Brüche an der Nasenleiste. Daher habe ich dem LouLou eine Ausnehmung für einen 1,5mm Kohlestab direkt an der Nasenleiste verpasst, so wird das Risiko von unschönen Dellen zusätzlich minimiert. Um das Modell transportfähig zu machen gibt es (wie beim Original) die Möglichkeit die Finne abzunehmen – dafür wird kein Werkzeug benötigt, die Finne wird einfach aufgeschoben und hält durch die Reibung der Teile.

Nach einigen ausgiebigen Tests wurde die Nase deutlich verlängert um weniger Trimmblei zu benötigen – das verleiht dem LouLou einen etwas “erwachseneren” Look und ein Abfluggewicht von ca. 240g. Ausserdem ist die Ballastkammer abschraubbar – es ist also jederzeit unkompliziert möglich den Schwerpunkt zu verändern.
Erste Versuche den LouLou per Discus Launch in der Ebene auf höhe zu bringen waren erflogreich, um unschöne Dellen im Flügel zu vermeiden wurde an den besonders beanspruchten Stellen zusätzlich Verstrebungen eingebaut.
Nach einigen kleineren Feinheiten wie schraubbare Servoabdeckungen, einen Magnetverschluss für die Kabinenhaube und integrierten Ruderhörnern war der LouLou dann auch schon serienreif.
Der Bausatz kann entweder fix mit Sekundenkleber oder mit Powertape verklebt werden (so können Ersatzteile im Nahhinein leichter eingebaut werden).

Fliegen

Die ersten Flüge waren zugegebenermaßen ein Höllenritt – das Erfliegen des Schwerpunktes ist bei dieser Art Modelle ja bekanntlich kein leichtes. So konnte der LouLou bereits bei den ersten Flügen seine Stabilität unter Beweis stellen – diverse Einschläge hat das Modell brav weggesteckt – maximal ein paar “Einknautschungen” wie man sie von Schaummodellen kennt wurden sichtbar.


Das Erfliegen des Schwerpunktes sollte unbedingt an einem ruhigen Tag an einem unverwirbelten Ort erfolgen – andernfalls wird es schwierig das Optimum zu finden. Für den Prototypen war ein CG von 34mm genau richtig. Die Ausschläge fallen recht gering aus – Aileron: +11 / -4 mm , Elevator +7 / -4mm. Neutralstellung: +1,5mm

Mit diesen Einstellungen fliegt sich der LouLou fantastisch. Bei den ersten längeren Flügen wusste vor allem die Leistungsfähigkeit zu überzeugen – hier spiel das verwendete Profil von Peter Wick eine große Rolle. Dem LouLou reicht der mikrigste Aufwind um in der Luft zu bleiben – Absaufer bleiben selbst bei kaum messbaren  Windgeschwindikeiten eine absolute Ausnahme. Die Grundgeschwindigkeit des LouLou ist gefühlsmäßig etwas höher als beim beliebten Original (das Abfluggewicht ist ja auch wesentlich höher). Bei Wind bemerkt man im direkten Vergleich, dass der LouLou besser gegen den Wind ankommt und feiner durch die Luft schneidet. Auch die Mitnahme von Geschwindigkeit scheint etwas besser zu sein durch das verwendete Profil.
Der Discus Wurf ist eine gute Alternative zu einem Bungee um den LouLou etwas Ausgangsüberhöhung zu verschaffen. Anders als beim Original macht es Sinn mit dem LouLou wie beim klassischen DLG-Wurf eine volle Drehung zu vollführen – so bekommt man den LouLou ordentlich auf Höhe und kann sich sogleich auf Thermiksuche begeben. Wem nicht nach Pirhouetten ist, der kann den LouLou auch komfortabel mit klassischem Wurf starten – ein kräftiger Wurf bringt auch so eine ordentliche Überhöhung.

Fazit

Mein Ziel war es eine günstige Alternative zum originalen DLG-Nuri zu entwickeln die auch im 3D Druckverfahren hergestellt werden kann. Der LouLou erfüllt genau diese Kriterien und ist eine Alternative für alle die nicht unbedingt € 110,– für ein Schaummodell ausgeben wollen. Der LouLou füllt diese Nische sehr gut. Die Leistungen sind dem Original recht ähnlich und auch optisch ist nicht viel um. Die Möglichkeit sich Einzelteile günstig nachzudrucken oder nachzubestellen ist aber einzigartig, genauso wie die Eigenschaft als 3D-gedruckter DLG. Die Stabilität ist deutlich höher als bei anderen 3D Modellen – dies hängt mit der Compositbauweise zusammen. Der LouLou ist somit ein spitzen Alltagsbegleiter der dann zum Einsatz kommt wenn für alle anderen nicht mehr geht, dabei verträgt er aber auch durchaus etwas Wind – Aufbleien ist (anders als beim bekannten Original) dafür nicht nötig.

STLs und Bausätze hier erhältlich!

Update 2021:
Auch nach fast einem Jahr “LouLou”-Action hat sich das Konzept bewährt – der LouLou ist immer im Kofferraum mit dabei und fliegt fast bei jedem Wetter. Am meisten macht der DLG aber Spaß wenn nur eine sanfte Brise den Hang küsst:

Der Discuswurf sorgt bei schwachen Windverhältnissen für eine angenehme Starthöhe – natürlich kommt man beim LouLou nicht auf die selbe Höhe wie bei einem herkömmlichen DLG aus Carbon, aber die zusätzlichen Höhenmeter sind doch sehr angenehm bei der Suche nach Ablösungen. Wichtig beim Discuswurf des LouLou ist eine volle 360° Drehung zu vollführen um das Modell ausreichend zu beschleunigen!