Nexus 900/SZD-55 930mm

Rotowing, Wingeron, Flächenverdreher – diese Art der Anlenkung erfreut sich neuerdings immer größerer Beliebtheit, da lag es natürlich nahe so ein Modell mal zu drucken. Die Nexus 900 die es aktuell auf thingiverse.com als gratis Download gibt ist ein Vertreter dieser Gattung und sieht vielversprechend aus.

Vom User “atlaware” auf Thingiverse veröffentlicht können die Daten des 3D Modells auf Anhieb überzeugen:

Abfluggewicht: 150-160g
Spannweite: 930mm
Profil: fad05cnc
CG: 25mm
Rotowingsystem
Ausschläge: Höhe 4-5mm, Quer 3-4mm

  

Druck und Aufbau

Die Druckzeit ist mit 20-25h sicherlich im untersten Bereich. Leider verbringt man vorher viel Zeit vor dem Slicer da das Modell nicht mit einer fixen Innenstruktur designt wurde. Daher müssen alle Innenstrukturen über das Infill im Slicer konfiguriert werden. Es wird auf die Funktion “Diaphragm” (Simplify3D) bzw. “Print solid Infill every xxx Layer” vertraut die alle paar schichten eine Massivschicht einfügt – als Rippen quasi. Mit dieser Technik ist es möglich auch ohne fixe Stützstrukturen im Inneren des Flügels leichte Teile zu drucken. Das Manko: die Verstrebungen sind pro Slicer nicht immer an der gleichen/richtigen Stelle, so variiert das Modellgewicht und die Statik ist nicht optimal. Beim Nexus ist das Ergebnis trotzdem sehr gut. Die Teile sehen hübsch aus und machen einen guten Eindruck, lediglich der Mittelteil des Rumpfes wirkt sehr zerbrechlich, daher drucke ich diesen auch einmal horizontal was zwar ein fürchterliches Druckbild zur Folge hat, aber die Stabilität des Modells immens erhöht.

 

Der Zusammenbau könnte einfacher nicht sein. Rumpfteile zusammenkleben, 3mm Carbonstange (Achse für Rotowing) auf richtigen Durchmesser runterschleifen, Flächensegmente aufstecken und entweder mit Sekundenkleber fix verkleben oder (noch besser) lediglich mit Paketklebeband verbinden – so können einzelne Segmente ohne Probleme ausgetauscht werden. Nun muss nur noch ein etwa 2mm starker Carbonstift ein die Ausnehmung der Fläche eingeführt werden und schon können im Rumpf die Umlenkhebel istalliert werden. Dies geschieht mit Hilfe eines 2mm Carbonbolzens. Dann kommt nur noch der RC Einbau der hier nicht gesondert behandelt wird.
 

Fliegen

Mit dem angegebenen Schwerpunkt und der Neutralstellung der Flächen auf Höhe Achse Umlenkung im Rumpf muss man sich keine Sorgen bezüglich bösen Überraschungen beim Erstflug machen. An einem Tag mit mäßigem Wind kann der kleine Vogel mit 160g Abfluggewicht ohne Probleme in der Ebene getestet- oder gleich am Hang seinem Element übergeben werden.
In der Luft reagiert die Nexus gut, auch wenn man die fehlende Spannung durch den kleinen 1S Akku merkt. Schnelle Wenden und Hangkantenakrobatik sind trotzdem kein Problem, es fühlt sich eben nur alles etwas schwammiger an. Die Rollrate ist sehr gut, etwas Expo auf Quer kann nicht schaden. Rückenflug mag (zumindest meine Nexus) gar nicht, da es dafür zu wenig Tiefenausschlag gibt – darauf unbedingt achten!

Die Stabilität bei der Landung ist mit dem vertikal gedruckten Rumpfmittelteil sehr niedrig wie ich finde. Sobald die Lanung etwas unsauber wird kann man sich auf einen gebrochenen Rumpf einstellen. Daher empfehle ich unbedingt den horizontal gedruckten Mittelteil zu verwenden.

 

 
Fazit

Erstmals vielen Dank an “atlaware” für die Dateien. In solchen Modellen steckt viel Arbeit und wenn diese dann kostenlos für die Allgemeinheit auf thingiverse geteilt werden ist das wirklich lobenswert (mit einem Klick auf “Tip Designer” kann sich jeder persönlich beim Ersteller bedanken). Der Flieger ist seine Druckzeit definitiv wert, auch wenn es viel Verbesserungspotenzial gäbe- so fehlt eine Fixierung der Flächen, das die Methode der Reibung zwischen Achse und Fläche nicht immer funktioniert wie ich bereits bei einem totalen Kontrollverlust in der Luft bemerken musste – findige Modellbauer haben hier aber sicher eine Lösung parat. Auch der Platz in der Nase könnte größer sein, die Verhältnisse sind sehr beengt. Der Mittelteil des Rumpfes und der Rumpf generell könnte besser für den 3D Druck optimiert und mit fixen Innenstrukturen versehen werden, so wäre es möglich eine höhere Stabilität bei geringerem Gewicht zu erreichen. An einer Lösung für das Abrutschen der Flächen und den schwachen Rumpfmittelteil arbeite ich jedenfalls bereits.

In der Luft ist die Nexus eigentlich kaum von einem Modell in herkömmliche Bauweise zu unterscheiden, normalerweise spürt man bei 3D gedruckten Modellen das Mehrgewicht der Konstruktion schon ein wenig – speziell im Langsamflug. Nicht so bei der Nexus wie ich finde, sie fühlt sich deutlich leichter an als andere Modelle aus dem Drucker. Das Beste an dem Modell ist für mich aber die geringe Größe – mit abgesteckten Tragflächen passt sie gänzlich in meinen Rucksack – perfekt für Fahrradtouren mit bergigen Zielen.

 Design: thinigverse.com-User “atlaware”